Wer in einer schwachen Stunde über sein Leben nachdenkt, wird das Prinzip dieses Daseins vielleicht ergründen. Es lautet “Einerseits – Andererseits”. Was bedeuten soll, dass es nur wenige rundum glückliche Leute gibt, bei denen es immer nur aufwärts geht. Rückschläge gehören dazu. Erfolg und Wachstum sind nie unendlich.
So ist dasauch in unserer Produktwelt. Die Autohersteller erzielen famose Erfolge mit protzigen SUV’s, in denen auch die winzigsten Knilche dasitzen wie Hannibal auf seinem Elefanten. Andererseits fährt mancher mit dem Smart durch die Gegend. Wenngleich es mitunter ein erzwungener Dienstwagen ist. Fernsehbildschirme werden tendenziell immer größer, Handys wiederum schrumpfen so stark, dass sich der männliche Breitdaumen beim Simsen rettungslos verrenkt. Wegen des Abnehmens werden die Wurstdosen kleiner, während andernorts ein Wirtshaus deswegen gerühmt wird, weil die riesigen Pfannenschnitzel nicht auf die Teller passen.
Es geht kreuz und quer. Nur eine Konstante scheint es zu geben. Der Mensch als solcher wird immer größer. Wie eine wissenschaftliche Studie aus dem englischen Oxford über die Körpergrößen in fünfzehn Ländern ergeben hat, sind die Europäer binnen eines Jahrhunderts um elf Zentimeter größer geworden. Dabei sorgt beileibe nicht nur sozialer Frieden für Wachstumsschübe. Nein, gerade auch in Krisenzeiten sind wir nach oben geschossen. Alles in allem sind die Forscher aber überzeugt, dass eine im Durchschnitt verbesserte Volksgesundheit dafür verantwortlich ist, dass junge deutsche Männer inzwischen im Schnitt 1,80 Meter groß sind.
Aufhören wird das nicht. Einerseits haben wir – gerade bei jungen Männern – ein wachsendes Körper- und Gesundheitsbewusstsein. Die Zeiten, in denen ein Mann ohne Bauch als krank galt, sind vorbei. Andererseits kann es gut sein, dass uns die ewige Krisenmanagerin Angela Merkel für wenigstens vier weitere Jahre erhalten bleibt. Sie wird schon dafür sorgen, dass uns die ständige Bedrohung unseres Wohlstands ausreichend bewusst ist. Ab zwei weiteren Amtszeiten der jetzigen Kanzlerin wird es somit dazu kommen, dass die Kirchweihburschen vom Land ihr gemeinsames Bier aus der Dachrinne trinken.
Und die Kleinen? Sie werden sich wehren, und den Hilfsgiraffen alle denkbaren Beine stellen. Ganz so, wie Silvio Berlusconi gerade vor dem Europäischen Gerichtshof Gott und den Rest der Welt verklagt. Das Leben ist ein Kampf, der selten gerecht ist. “Einige werden groß geboren, einige erlangen Größe, und einigen wird die Größe hinterhergeworfen”, sagte William Shakespeare irgendwann um 1600 herum. Wer Gewinner oder Verlierer ist, weiß keiner. Das “Einerseits – Andererseits” wird es also immer geben.